Das bisschen Text schreibt sich von allein….

… sagt der Kunde.

Als ich das folgende Video gesehen habe, sind  mir etliche Sünden eingefallen, die ich in der Zusammenarbeit mit allen Arten von Dienstleistern und Kreativen, vor allem unserer Werbeagentur schon begangen habe.

„Richtige“ Produkte, also das, was wir produzieren, kann man ja wunderbar kalkulieren. Und man kann, je nach Branche auch gut beweisen, dass man wenig bis kaum etwas daran verdient. Sitzt man dann aber einem Kreativen gegenüber, bei dem man 1. denkt, naja was kann so ein bisschen zeichnen, texten, fotografieren usw. schon kosten und multipliziert das 2. mit dem Faktor: „wir hätten gerne das Komplettpaket würden wollen aber nur die Minimalausstattung bezahlen“ dann können beide Seiten nur verlieren.

Der Kreative, der sich unter Preis verkaufen soll und der Kunde der nie zufrieden sein wird.

Das Video zeigt wunderbar auf, wie absurd diese Art von verhandeln ist:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=JI3Df7-KFtw]

Video gefunden im  Blog von @TotalKnorke

„Ein Zyniker ist ein Mensch, der von jedem Ding den Preis und von keinem den Wert kennt.“

Oscar Wilde

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5 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Andrea,
    ich werde deinen Text kopieren, vergrößern und in einen goldenen Rahmen hängen…und ihn im richtigen Moment als Zitat aus der Tasche ziehen.
    Danke dafür.

    Bernhard Strohm

    P.S.:
    Ich bin die geschundene Werbeagentur von der sie redet.

  2. liebe andrea – ich könnte auch abendfüllende lieder singen über ausstellungspraktiken.
    z.b. orthopädische praxis in unteröslingen fragt nach kostenloser ausstellung für drei monate, mit dem versprechen, danach zu weltruhm zu gelangen, oder zumindest jede menge fans sogar in oberöslingen zu haben. -> „wir stellen ihnen kostenlos unsere wände zur verfügung…blkablabla.“
    es hängt bei mir immer davon ab, wer und wie fragt. bei manchen gebe ich mir die mühe zu erklären, dass kunst durchaus auch geld kostet (material, einrahmung, transport, lagerhaltung, atelierunterhalt, kosten für steuerberater, versicherungen etc.), bei anderen werde ich schlicht und einfach grantig. und das richtig.
    nur.
    gibt es leider mehr als genug pseudo- und hobbykünstler die sogar dafür geld bezahlen ihre bilder an irgendeiner wand zu sehen.

    ausstellungen in unternehmen und sonstwo bitte nur wenn:
    a) der ankauf von mindestens einem bild zugesagt wird (je nach preis auch mehrere)

    b) wenn jemand aus dem unternehmen für die beratung von interessenten gebrieft wird und zur verfügung steht

    c) wenn die räumlichkeiten „verlockend“ sind und die bilder nicht wie kraut und rüben einfach an zufällig freien wandflächen baumeln d.h. galerieleisten und gutes licht sind grundbedingung!

    und det janze mit einer schönen schriftlichen vereinbarung, in der alles schwarz auf weiss festgehalten wird, incl. haftungsfragen, versicherung etc.(vielleicht sollte ich einen blogartikel schreiben?)

    ich wurde schon oft gefragt was die wirtschaft von der kunst lernen kann, meine antwort:
    ihr kreativen menschen! umgekehrt wird ein schuh draus, lernt euch zu organisieren, eure kosten zu kalkulieren, stellt preislisten zusammen usw. – von der „grossen freiheit kunst/kreativität“ kann keiner leben!
    rebellisch-solidarische grüsse,
    etelka

  3. Die Kunst, der Kreative und das Geld: Ein ewiges Thema… und was schreibt Etelka?

    Lernt zu kalkulieren; kalkuliert Eure Kosten; macht Preise und Listen.

    Versteht die Welt Etelkas Rat?

    Ich glaube, nein. Aber der Rat ist weise und ernüchternd gleichzeitig. Er verleiht dem „Werk“ einen Produktcharakter, den es braucht, damit der Kreative seine Rechnungen bezahlen kann: Werke werden versteigert, Produkte werden verkauft.

    So schwer das emotional ist: Auch der Kreative muss sich Gedanken über Stückkosten machen. Das beleidigt zwar das Genie, befreit aber den Geist. Denn kreativ ist man nicht, wenn man auch schon einmal eine Idee hatte, sondern wenn man sich in die Lage versetzen kann, eine Idee zu haben (und das hat nichts mit Rotwein zu tun).

    Letzten Endes ergibt sich der Preis aus Materialkosten, Versicherungskosten, Altersrückstellung – hört sich alles nicht besonders romantisch an – und der Zeit, die man braucht für die Produktion und für die Ideenfindung. So kommt die Zeit ins Spiel und plötzlich hört man den Stundenlohn. Also sollte jeder über seinen Stundenlohn nachdenken und spätestens dann, sind die Kreativen verstimmt und die Künstler sauer. Aber das ist eigentlich Etelkas Rat. Deshalb: Nicht böse sein, auf dem Boden bleiben, nicht jeder Künstler wird Millionär oder reich oder berühmt, aber leben muss er können und Brötchen muss er bezahlen.

    Übrigens: Die meisten versteigerten Werke sind von toten Künstlern – da kann der Preis hoch sein, aber für die zukünftige Auktion und den posthumen Ruhm sollte man nicht in Armut leben.

  4. Danke für die klaren Worte. Ich stecke gerade in der Lebensphase, in der ich das Gefühl für den eigenen Marktwert zu ermitteln versuche – naja,…

    zurück zu den Büchern, Studium beenden!

  5. Missionieren im Business

    Künstler (K.) im Gespräch mit dem Leiter oder der Leiterin (L.) einer kleinen kommunalen oder städtischen Galerie irgendwo in der deutschen Provinz (so oder so ähnlich):

    L.: […] K.! Ich freue mich, dass Sie in unseren schönen Räumen ausstellen werden […]
    Falls Sie jemanden kennen, der ein paar Worte über Ihre Arbeit verlieren kann – kein Problem. Dafür stellen wir einen Etat von 300 Euro zur Verfügung.
    In aller Regel bieten wir hier während der Vernissage Musikern aus der Region die Gelegenheit, ein bisschen Geld zu verdienen – 200 Euro – zwischen der Ansprachen & im Anschluss an die Eröffnung, so ein bisschen Hintergrundmusik als Untermalung. Das letzte Mal hatten wir zwei Jazzer; wenn Sie möchten, stelle ich gerne den Kontakt her …

    K. hasst Hintergrundmusik – egal ob im Fahrstuhl oder im Baumarkt. Er hasst akustische Untermalungen, ganz besonders während seiner Vernissagen. Mit einem betretenen Lächeln stellt man sich lauschend & denkt aber an ganz & gar Unwichtiges oder guckt sich die Gesichter der Gäste an. Eine Ausstellungseröffnung bedeutet Anspannung, Konzentration, Akquise, anstrengende Gespräche mit wichtigen (selten) oder sich wichtig gebärdenden („Wissen Sie, ich male ja auch …“) Menschen. Am Ende ist man betrunken & einen Tag später hat man einen Schädel vom meistens eher schlechten Weißwein. Wer braucht da eine gut gemeinte Untermalung?

    K.: Mmh – wie sieht es aus mit den Transportkosten? Wenn ich die großen Arbeiten ausstelle, brauche ich einen Leihwagen – Hasenkamp kommt ja wohl nicht in Frage – hin & zurück plus Spritkosten komme ich da mindestens auf 500 – 600 Euro …

    L.: Bei uns übernimmt der Künstler den Transport. Einen Etat dafür haben wir bis jetzt noch nicht vorgesehen. Hat bis jetzt immer funktioniert …

    K. (überlegt eine Weile): Vorschlag: Ich verliere ein paar Worte über meine Arbeit & zwischendurch musiziere ich. Das ersetzt zwar nicht die Transportkosten, da ich ja dann ausschließlich für meine Leistungen als Redner & Musiker bezahlt werde. Aber es würde meine Kosten etwas reduzieren…

    L.: Wunderbar! Sie machen Musik? Das wusste ich nicht! Welches Instrument spielen Sie denn? Beziehen Sie sich da auf Ihre Arbeit?

    K.: Ich spiele kein Instrument. Aber ich könnte etwas singen.

    K. schießt gerade Tevjes Song: „Wenn ich einmal reich wär’ …“ aus „Anatevka“ durch den Kopf; banal, schließlich geht es doch hier um Höheres, es geht um die Kunst …

    L.: Der Künstler singt selbst? Eine Performance?

    K.: Nein, auch keine Performance; aber für die 200 Euro würde ich hier sozusagen debutieren …

    L. runzelt die Stirn …

    K.: Sehen Sie ’s mal so, L.: Noch vor der Ausstellungseröffnung haben doch schon eine Menge Leute an & mit meiner Arbeit Geld verdient:

    Der Drucker/Grafiker, der für Einladungskarte & vielleicht ein Plakat zuständig ist; Ihr Webdesigner; der Getränkehändler, der Winzer; der Catering-Service; die Versicherung für meine Arbeiten – sofern Sie eine abschließen; der Hausmeister, der mich beim Hängen der Arbeiten unterstützt; Sie, als verantwortlicher kommunaler Angestellter, der die Galerie organisiert; das Unternehmen, das meinen Leihwagen stellt; die Tankstelle; die für die musikalische Umrahmung der Vernissage verantwortlichen Musiker; der Redner; der Fotograf & der Schreiber für die regionale Presse & eine Unzahl emsiger, fleißiger Menschen, deren Dienste wir vor & während der Ausstellung in Anspruch nehmen werden.

    Wenn ich für die musikalische Untermalung sorge, klingelt es mit jedem Takt zur Abwechslung auch in meinem Portemonnaie & das Geld für ein paar verlorene Worte könnte ich gut gebrauchen, um die Übernachtung im Hotel zu zahlen …

    L.: Aber vielleicht verkaufen Sie ja was …

    Es folgt eine kleine Pause …

    K.: Und der Transport geht nach wie vor auf meine Kosten …

    L. (immer noch leise): Ehrlich gesagt, darüber haben wir uns hier noch nie Gedanken gemacht.
    Mein Vorschlag: Sie erzählen den Besuchern ein bisschen was über Ihre Arbeit & wir verzichten auf Ihr musikalisches Debut. Dafür geben wir Ihnen die 500 Euro & Sie leihen dafür ein großes Auto … ?

    K. willigt ein. Er überlebt die Vernissage & wird sogar für seine verlorenen Worte gelobt. Das Publikum findet K.s Bilder sehr farbenfroh, aber problematisch: „Wer hängt sich denn so was übers Sofa?“

    Die Transportkosten belaufen sich auf rund 600 Euro; L. kommt auch für die Mehrkosten auf.

    Vier Wochen später baut K. die Ausstellung ab. Es war wirklich eine sehr schöne Ausstellung in sehr schönen Räumen. K. war mit einem Farbfoto in der Regionalzeitung.

    Tatsächlich hat er eine kleine Arbeit verkauft.

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