Das Labyrinth von Notre-Dame de la Route

 

Im Garten von Notre-Dame de la Route in Fribourg, findet man ein begehbares Labyrinth, dessen Wege durch Steine markiert werden. Es ist ein Abbild des Labyrinths der Kathedrale von Chartes.

Labyrinth von Chartres

Erbaut wurde es 2005 mit einem Durchmesser von 25 m und einer Weglänge von 556 m, geht man es vom Anfang bis ins Zentrum.

Im Rahmen der Schweigeexerzitien waren wir eingeladen, dieses Labyrinth zu gehen. Auf meine Rückfrage „wie“ man denn richtig ginge, gab es als Antwort nur: „geh und schau was das Labyrinth dir sagt“.

Falls ihr also demnächst selbst die Erfahrung machen wollt, was so ein Labyrinth alles „zu sagen“ hat, dann hört ihr am besten hier auf zu lesen.

Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass besonders viel dabei herauskommen würde, aber im so vor sich hingehen kamen mir dann doch die verschiedensten Gedanken.

Was das Labyrinth (mir) zu sagen hatte

Naheliegend für mich war, den Weg mit dem Lebensweg zu vergleichen. Man beginnt seinen Weg und weiß (sobald das bewusste Denken einsetzt zumindest), dass der Weg ein Ende haben muss. Viele Menschen suchen nach einem Sinn im Leben, nach dem richtigen Weg, nach ihrer Bestimmung.

Der Weg im Labyrinth führt einen gleich zu Anfang aufs Zentrum, aufs Ziel zu, nur um sich dann aber wieder davon abzuwenden. Man geht dann langsam und konzentriert weiter, nähert sich immer wieder an und entfernt sich auch immer wieder. Gedanken kommen hoch, was wenn ich aus Versehen eine Abkürzung nehme, nicht aufpasse, zu früh ankomme? Nicht den mir bestimmten Weg geheß Was wenn ich falsch gehe, nie ankomme? Irgendwann geht man ohne groß zu denken, einfach so vor sich und genau das ist dann der Moment, wo unvermutet eine Wendung kommt, der Weg nicht mehr weiter geradeaus führt, man umkehren muss. Gerade dann wenn es so schön läuft….

Irgendwann habe ich dann das Gefühl dafür verloren, wie weit ich schon bin. Ist es noch weit zum Ziel oder nah? Ich konnte es nicht mehr einschätzen und es war mir auch egal. Und genau als ich an diesem Punkt innerlich angekommen war, kam ich um die letzten Biegung und ging genau aufs Ziel zu.

 

Der Weg hinaus

Habe ich den Weg ins Labyrinth hinein als Sinnbild für den Lebensweg genommen, so drängte sich mir für den Weg hinaus das Bild von Problemen und Verstrickungen auf. Die Mitte des Labyrinths als Zentrum von Problemen, die angegangen werden müssen. Auch hier gilt es, sich dem Weg zu überlassen, nicht zu verzweifeln, wenn man scheinbar schon heraus ist und dann doch wieder in Richtung aufs Problem zugehen muss. Gibt man sich dem Gehen hin, findet man auch heraus.

Der Weg ist da, man muss ihn nur gehen

Ob als Sinnbild für den Lebensweg und seine Erfüllung oder den Weg hinaus aus Problemen, der Weg durchs Labyrinth weckte in mir auch das Bild, dass Gott mich leitet auf meinen Wegen, er ist bei mir und führt mich ans Ziel. Alles ist erlaubt, langsam gehen und schnell gehen. Anhalten und verschnaufen, nur hinsetzen und aufgeben gilt nicht.

Ich war mehr als überrascht, was so ein knapp 1 km langer Weg einem alles erzählen kann.

Erst nachdem ich meine Gedanken niedergeschrieben habe, habe ich mich nach Berichten gesucht und wurde auch prompt auf der Seite von Notre-Dame de la Route fündig. Was ich in vielen Worten beschrieben habe fasst Christoph Albrecht SJ kurz und prägnant zusammen:

Der Weg durch das Labyrinth wurde als symbolischer Pilgerweg nach Jerusalem verstanden und verhilft auch heute vielen Menschen zu einem besseren Gespür für ihren eigenen Lebensweg. Dieser Weg ist manchmal verschlungen, er führt wie in einem Labyrinth vielleicht streckenweise sogar von der Mitte weg. Doch wer entschlossen auf die göttliche Stimme in sich hört, kann den Weg unfehlbar weitergehen. Aus der Mitte leben kann, wer den Weg zur Mitte wagt.

Das Netz ist voll von Berichten und Deutungen von Labyrinthen und auch speziell von diesem Labyrinth. Da gibt es geschichtliche, mythologische, mathematische und esoterischen. Mir war es wichtig meine eigene Erfahrung damit zu machen. Zu hören, was mir das Labyrinth zu sagen hat :-).

 

PS: Selbst zu Tieren „spricht“ das Labyrinth: dass sich nämlich viele Mäuse in ihm verbergen. Die Hauskatze dreht hier allmorgendlich ihre Runden. Ob sie dabei meditiert hat sie mir nicht verraten ;-).

 

 

 

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2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

    • Danke Claudia, das freut mich. Vielleicht kannst die Erfahrungen ja irgendwann einmal in dieser oder anderer Form auch machen.

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