Rezension: Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti: Mein Leben, mein Weg El Jesuita

Mein Leben mein Weg

 

Wie versprochen gibt es nun die 2. Rezension zu einem Papstbuch. War das erste Buch: „Papst Franziskus – Wer er ist, wie er denkt, was ihn erwartet“ noch eher leichte, aber sehr lesenswerte Kost, die sich vor allem mit dem Drumherum der Papstwahl und einigem Wissenswerten zu Papst Franziskus beschäftigte, geht es im Buch: „Mein Leben, mein Weg El Jesuita“ um die Gedankenwelt des Papstes.

Das „Mein Leben, mein Weg El Jesuita“ das erstmals 2010 in Argentinien erschienen ist, nach der Wahl von Kardinal Bergoglio zum Papst, mit glühender Feder übersetzt wurde, zeigt ein Blick auf die Übersetzerliste, auf der nämlich nicht ein sondern gleich 4 Übersetzer genannt werden: Elisabeth Münzebrock, Maria Luisa Öfele, Ulrich Ruh, Martin Maier. Und so konnte der Herder Verlag „El Jesuita“ in weniger als 4 Wochen nach der Papstwahl dem neugierigen Lesepublikum präsentieren, das schon ganz gespannt erfahren will, wer denn nun dieser neue Papst ist und wie er tickt.

Und darauf gibt das Buch sehr gute Antworten. Es dokumentiert die Ergebnisse von Gesprächen, die die Journalisten Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti über 2 Jahre mit Jorge Mario Bergoglio geführt haben, zu einer Zeit, als er noch Kardinal von Buenos Aires war. Die Einblicke sind also nicht durch das neue Amt geprägt und für mich daher authentischer.

Das Buch lässt uns den Papst von seinen Wurzeln her verstehen. Der Geschichte seiner Familie, seiner Berufung und seiner Ausbildung ist das erste Drittel des Buches gewidmet.

Dabei ist es kein Buch über ihn sondern mit ihm, da das Ganze als Frage/Antwortspiel aufgebaut ist.

Das Buch schneidet viele wichtigen Glaubensfragen an, aber macht auch vor unbequemen Fragen nicht halt, so vor der –nach der Papstwahl- viel diskutierten Frage nach dem Verhältnis von Jorge Mario Bergoglio zur Militärdiktatur in Argentinien.

Einige Male lassen Sergio Rubin und Francesca Ambrogetti auch Weggefährt_innen zu Wort kommen, um die Ausführungen des Papstes zu untermauern, so wird als Leumund für Kardinal Bergolio die Menschenrechtsaktivistin Alicia Oliveira interviewt.

Kaum ein kirchlicher oder menschlicher Bereich, der nicht durch Fragen der Autoren beleuchtet wird, denn das Spektrum reicht von A wie Arbeitslosigkeit bis Z wie Zölibat und tangiert alle wichtigen weltlichen und kirchlichen Fragen.

Auch heikle Themen wie Sexualität und unangenehme Themen, wie die Missbrauchsfälle werden angesprochen und beantwortet.

Immer wieder kommt die Bescheidenheit von Papst Franziskus durch: „… Ich habe nicht alle Antworten. Nicht einmal alle Fragen“. (S. 58)

Die Interessen des Papstes sind vielfältig, kochen, lesen, Tango und Fussball gehören dazu. Etwas, was bei ihm keinerlei Begeisterung auslöst ist das Thema Reisen. Seine erste Reise ins Ausland unternahm er 1970, immerhin schon 34 Jahre alt. Auf die Frage: „Wie haben Sie auf Ihren Reisen Argentinien von außen gesehen“ antwortet er: „Mit starkem Heimweh. Nach einer gewissen Zeit wollte ich immer wieder nach Hause. „

Diese Antwort hat mich im ganzen Buch am meisten berührt. Zeigt sie doch, wie groß das Opfer ist, das unser Papst am Ende seines Lebens bringt.

Für mich sind alle seine Antworten durchzogen von der Liebe und der Barmherzigkeit, die er predigt und die er auch als Wahlspruch für seine Bischofsweihe auswählte: „Durch Erbarmen auserwählend“. Es ist die Erfahrung, die er selbst gemacht hat und die er so zusammenfasst: „Schau mal, du bist geliebt als du selbst, du bist erwählt, und das Einzige, was von dir verlangt wird, ist, dass du dich lieben lässt.“

Das Gefühl, das bei mir jedoch am Ende dieses Buches im Vordergrund stand, war eine tiefe Dankbarkeit für einen Papst, der den Eindruck eines durch und durch gütigen und barmherzigen Menschen macht, der ein wahrer Hirte ist.

Wer sich ein Bild des wichtigsten Mannes in der katholischen Kirche machen möchte und eine Ahnung davon bekommen, wie der Papst den als Priester, Bischof und Kardinal begonnen Weg fortsetzen will, dem sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.

 

Auf der Seite des Herder Verlags findet ihr eine sehr gute Ausstellung mit häufigen Fragen zum Buch.

Ach ja, eine Bitte an den Herder Verlag: die Lesbarkeit würde sich dramatisch erhöhen, wenn der Frageteil vom Antwortteil optisch abgesetzt würde.

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