Meine Seele tadelte mich siebenmal.
Das erste Mal, als ich versuchte, mich auf Kosten der Erniedrigten zu erhöhen.
Das zweite Mal, als ich vor Lahmen zu hinken vorgab.
Das dritte Mal, als ich zwischen Schwerem und Leichtem zu wählen hatte – und dem Leichten den Vorzug gab.
Das vierte Mal, als ich einen Fehler beging und mich mit den Fehlern anderer tröstete.
Das fünfte Mal, als ich Schwäche hinnahm und es der Stärke meiner Geduld zuschrieb.
Das sechste Mal, als ich den Saum meines Gewandes hob, damit der Staub des Lebens es nicht beschmutzte.
Und das siebente Mal, als ich ein Lied zum Lob Gottes anstimmte und den Gesang für eine Tugend hielt.
Den Text von Khalil Gibran finde ich auf der einen Seiten sehr ansprechend, aber auf der anderen Seite finde ich, dass man auch das eine oder andere Mal Nachsicht mit sich haben sollte. Denn wenn wir all diese Punkte einhalten bzw. vermeiden könnten, wären wir ja im Stande der Heiligkeit. Dennoch sollte man sein Gewissen immer wieder erforschen, und abwägen, was jetzt an der Reihe ist, das Zusammenreißen oder das Nachsichtig sein.
Und jetzt würde mich interessieren wie ihr das seht. Bitte schreibt mir eure Meinung doch in den Kommentaren.
Der Text regt auf jeden Fall zum Nachdenken an, aber auch, sich mit seinen Fehlern auseinander zu setzen. Ich mag Khalil Gibran sehr.
Wenn wir unser Leben als Weg sehen, so sind die o.g. Worte unsere Leitplanken. Die fahren wir manchmal um, manchmal berühren wir sie nur, andere werden ignoriert und zu anderen halten wir großen Abstand. Am Ende ist es aber immer nur der normale Weg eines Menschen, der Fehler macht, der sich täuscht, irrt, was auch immer. Und dann sollten wir für einen Moment unseren Wagen anhalten, uns ansehen, was ist, es nicht bewerten und voller Zuversicht unseren Weg fortsetzen, ohne uns immer daran zu erinnern, was wir alles falsch gemacht haben, denn unsere Reise haben wir schon fortgesetzt, die aktuellen Leitplanken wollen beachtet werden, nicht die vergangenen.
So weit die Theorie. 🙂
Eine wunderbare Antwort liebe Kirstin. Genauso empfinde ich das auch. Danke für Ihren Kommentar.
Ich denke, man sollte nicht allzu streng mit sich sein.
Das ist zermürbend und raubt einem nur die Energie, – auch dafür, es künftig vielleicht besser zu machen.
Ein gesundes Maß an Eigenschutz müsste ok sein.
Selbstkritik darf nicht zu Selbstzweifel werden.
Es ist ein sehr schöner Text, mich ermuntern die Worte.
Wenn meine Seele mir das Bewusstsein schärft, wie ich mich hätte besser verhalten können, kann ich zuversichtlich sein, dass es mir beim nächsten Mal gelingt.